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Ungleiche Bildungschancen: Ein Blick in die Bundesländer

Neue Studie des ifo Instituts untersucht Bildungschancen von Kindern mit verschiedenen familiären Hintergründen in Deutschland.

In der Ausgabe 5/2024 der Zeitschrift „ifo Schnelldienst“ des ifo Instituts wurden die Ergebnisse einer neuen Studie zu Bildungschancen in Deutschland veröffentlicht. Verglichen wurde die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen (weder ein Elternteil mit Abitur noch oberes Viertel der Haushaltseinkommen) mit der für Kinder aus günstigen Verhältnissen (mindestens ein Elternteil mit Abitur und/oder oberes Viertel der Haushaltseinkommen). Dabei wurde sowohl der relative (Chancenverhältnis) als auch der absolute Unterschied (Chancendifferenz) im Gymnasialbesuch zwischen den beiden Gruppen betrachtet. Datengrundlage bildete der Mikrozensus 2018 und 2019, der für eine Stichprobe von 102.005 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren Informationen zum Gymnasialbesuch und zum familiären Hintergrund lieferte.

Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland von ihrem familiären Hintergrund bestimmt werden und sich zwischen den Bundesländern deutlich unterscheiden. Der Studie zufolge besuchen bundesweit 26,7 Prozent der Kinder aus benachteiligten Elternhäusern, dagegen 59,8 Prozent der Kinder aus begünstigten Verhältnissen ein Gymnasium. Betrachtet man den relativen Unterschied, so wirkt sich ein ungünstiger familiärer Hintergrund am wenigsten negativ für Kinder in Berlin und Brandenburg aus: Es ist etwa halb so wahrscheinlich (Berlin: 53,8 Prozent; Brandenburg: 52,8 Prozent), dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen wie Kinder aus günstigen Verhältnissen. Bundesweit liegt dieser Wert bei 44,6 Prozent. Am unteren Ende liegen Sachsen mit 40,1 Prozent und Bayern mit 38,1 Prozent. Bei 100 Prozent wäre Chancengleichheit erreicht. Alternativ kann auch der absolute Abstand zwischen den beiden Werten berechnet werden. Hier liegt Mecklenburg-Vorpommern vorn mit 26,4 Prozentpunkten vor Rheinland-Pfalz mit 28,4 Prozentpunkten. Am Ende liegen Sachsen-Anhalt mit 38,1 und Sachsen mit 40,1 Prozentpunkten Abstand. Chancengleichheit wäre hier bei einem Abstand von Null erreicht. Hessen liegt mit 42,1 Prozent bei Betrachtung des relativen Unterschieds und mit 36,5 Prozentpunkten bei Betrachtung des absoluten Unterschieds weit hinten in der Rangfolge.

Die Ungleichheit der Bildungschancen ist in allen Bundesländern sehr stark ausgeprägt und hat statistische, bildungspolitische und ökonomische Relevanz, zeigt die Studie. Anhand von acht Beispielen guter Praxis aus den Bereichen frühkindliche Förderung, Unterstützung von Eltern und Schulen in herausfordernden Lebenslagen, datenbasierte Sprachförderung, verringerte schulische Aufteilung und Mentoring werden im Anschluss konkrete Maßnahmen für mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung vorgestellt. „Das große Ausmaß der Ungleichheit der Bildungschancen ist zum Glück nicht unumstößlich. Politische Maßnahmen könnten Kinder aus benachteiligten Verhältnissen gezielt fördern, am besten schon im frühkindlichen Alter“, sagt Florian Schoner, Mitautor der Studie. Wichtige Ansatzpunkte seien eine gezielte Unterstützung von Eltern und Schulen in herausfordernden Lagen, eine datenbasierte Sprachförderung sowie Mentoring-Programme. Schließlich könnte auch eine spätere schulische Aufteilung etwas an der ungleichen Chancenverteilung ändern.

Die Studie steht auf der Website des ifo Instituts zum kostenlosen Download zur Verfügung.

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