Zum Inhalt springen

Armutsbiografien vermeiden, Bildungsteilhabe ermöglichen

Fachforum 1

Das Fachforum "Armutsbiografien vermeiden – Bildungsteilhabe ermöglichen" befasste sich mit den Potenzialen lokaler Bildungslandschaften im Rahmen der kommunalen Armutsprävention.
In ihrem Vortrag erläuterte Prof. Dr. Sabine Toppe von der Alice Salomon Hochschule Berlin, wie Bildungsteilhabe durch Armutsprävention erreicht werden kann. Dabei ging sie insbesondere auf kommunale Strategien gegen Kinder- und Bildungsarmut wie z. B. Präventionsketten, Netzwerkarbeit und auf Schule als Lebens- und Lernort ein. Durch ein aktuelles Forschungsvorhaben an Berliner Grundschulen erhalte die Hochschule Einblicke und professionelle Netzwerke in die Kommune hinein. Infolge der Pandemie-Maßnahmen seien vor allem arme und von Armut bedrohte Kinder und Jugendliche zu kurz gekommen. Perspektivisch werde es daher darauf ankommen, wie Ganztagsschulen zukünftig ausgebaut würden. Als zentrale Herausforderung benannte sie dafür das Verständnis von Schule als Lebens- und nicht "nur" als Lernort sowie die gegenseitige Anerkennung der unterschiedlichen Professionen im System Schule. Hinsichtlich eines kommunalen Bildungsmanagements plädierte sie für eine verstärkte sozialräumliche Betrachtung.

Im Anschluss präsentierte Kai Seibel von der Fachstelle Bildungskoordinierung und Beratung der Stadt Offenbach, wie die Stadt durch das das Projekt "Elternorientierte Bildungsarbeit" sich dafür einsetzt, Bildungsteilhabe und Bildungschancen von Kindern zu verbessern. Ziel des Projektes sei es, neuzugewanderte Eltern über das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem zu informieren und ihre "Bildungsbegleitungs-Kompetenz" zu stärken, damit sich im selben Zug die Bildungschancen ihrer Kinder erhöhten. Dabei zeichne sich der Projektansatz dadurch aus, dass die Vermittlung von Informationen in den verschiedenen Herkunftssprachen erfolge. Eine wichtige Rolle für den Erfolg des Projekts spielten neben Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die in ihrer jeweiligen Gemeinschaft gut vernetzt seien, eine vielseitige Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere auch in den sozialen Medien. Insgesamt konnten zwar bereits einige positive Effekte auf die Bildungsbeteiligung, exemplarisch in der U3-Betreuung, festgestellt werden; der Zuschnitt und die Reichweite sowie eine dauerhafte Finanzierung der Maßnahmen stünden jedoch regelmäßig auf dem Prüfstand.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Erreichung der Zielgruppe armer und von Armut bedrohter Familien für Kommunen eine große Herausforderung darstellt. Die teilnehmenden Fachkräfte benannten zahlreiche Hürden und Hindernisse in ihrer alltäglichen Arbeit, sei es in der Verwaltung oder in den Schulen. Als Lösungsansätze wurden beispielsweise neue und stärker aufsuchende Formate sowie (bei migrantisch geprägten Gruppen) der Einbezug von Migrantenselbstorganisationen wie z. B. Moscheevereinen benannt. Zudem spielten Netzwerke auch außerhalb der (Kommunal-)Verwaltung eine wichtige Rolle, da für eine gelingende Armutsprävention sehr unterschiedliche Berufe Hand in Hand zusammenarbeiten müssten. Ausschlaggebend sei daher, sich auf ein gemeinsames Bildungsverständnis zu einigen und eine Kultur des gegenseitigen Respekts zu fördern und zu leben. Angesichts der starken Verdichtung und der neuen Aufgaben stellten vielfach die knappen Ressourcen eine große Hürde für das gute Funktionieren von Ganztagsschulen dar. Insbesondere für qualitätsvolle Betreuung und adäquate Ausstattung gebe es zu wenig Geld, hinzu käme seitens der Kommunen ein Fachkräfteproblem im Bereich der Gebäudewirtschaft. Gleichzeig müssten Fördergelder nicht nur sehr kurzfristig beantragt, sondern auch entsprechend ausgegeben werden. Abschließend stellten die Referenten fest, dass trotz aller Schwierigkeiten doch Bewegung und Ausbauphänomene (insb. im Bereich des Ganztags) festzustellen seien. Darüber hinaus tue sich einiges im Bereich der non-formalen Bildungsangebote. Dies sei teilweise auch ein Verdienst des Programms "Löwenstark" der hessischen Landesregierung.


Zurück zum Seitenanfang