Arme Städte, Arme Landkreise: Grenzen und Möglichkeiten kommunaler Handlungsspielräume
Fachforum 2
Volker Kersting, ZEFIR | Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung, Ruhr-Universität Bochum und
Fabienne Weihrauch, Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Hessen e.V., Frankfurt am Main
Im zweiten Fachforum des Fachtags wurde sich mit dem Faktor Armut und ihre Auswirkungen auf eine Bildungsgerechtigkeit auseinandergesetzt. Schwerpunktmäßig wurde das Thema in Hinblick auf die frühkindliche Bildung betrachtet. Dabei zeigten die beiden Impulse durch Sozialwissenschaftler Volker Kersting und der Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft für soziale Brennpunkte, Fabienne Weihrauch, dass sich die Kinderarmut in Deutschland seit Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau bewegt. Auch wurde deutlich, dass dieser soziale Status die Teilhabechancen von Kindern massiv beeinflusst. Gleichzeitig ist aber gerade eine frühe Förderung von Kindern maßgeblich entscheidend für die spätere Bildungslaufbahn und damit auch die der gesellschaftlichen Teilhabe. Bezogen auf das Land Hessen wurde zudem konstatiert, dass die regionalen Unterschiede hier erheblich sind und auch in kleinräumigen Analysen durchaus extrem divergieren können.
In Prozessen und Chancen denken, nicht in Fachbereichen!
Als kommunale Stellschrauben für diese Problematik wurden vor allem die engeren Sozialräume wie Quartiere (im Unterschied zu den größeren Stadtteilen) identifiziert. Insbesondere Kitas und in geringerem Maße auch Vereine böten hier erhebliches Potenzial. In der nachfolgenden Diskussion wurden Schwierigkeiten in der Umsetzung, aber auch Lösungsansätze aufgezeigt. So fungieren manche Gegenden als "Ankommensstadtteile", andere sind über Generationen hinweg schwer zugänglich. Um sie zu erreichen, sei es oftmals hilfreich, bestimmte Multiplikatoren zu überzeugen. Eine weitere Möglichkeit wurde am Beispiel der Stadt Mühlheim aufgezeigt, die Sportgutscheine für Kinder in der Schuleingangsuntersuchung verteilt und wo Sportlotsen dann bei der Suche nach dem passenden Angebot helfen. Nicht zuletzt wurde auf das Förderprogramm Gemeinwesensarbeit des Landes Hessen verwiesen, das auch für den Faktor Bildung eingesetzt werden kann.