Die Welt besteht nicht nur aus Einsen und Nullen
Unter dem Titel "Alles immer smart" stellt die diesjährige Veröffentlichung des Expertengremiums den unreflektierten Einsatz digitaler Medien in der Schule in Frage. Dabei stellt sie die These auf, dass die Digitalisierung eine über das rein Technische hinausgehende kulturelle Dimension beinhaltet. Dafür spreche allein schon, dass die Digitalisierung die gesellschaftlichen und kulturellen Grundlagen in allen Lebensbereichen sowohl für das Individuum als auch für die Gesellschaft insgesamt massiv verändere. Im ästhetisch-künstlerischen Bereich eröffne sie darüber hinaus neue Wahrnehmungs-, Darstellungs-, Auftritts-, Kommunikations- und Gestaltungsformen. Während die Denkschrift in ihrem ersten Teil kurz- und langfristige Strategien für den digitalen Wandel an Schulen vorschlägt, stehen die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft allgemein im Fokus des zweiten Teils.
Die Publikation erläutert, wie die Digitalisierung in Schulen innovative Zugänge zur Wissensvermittlung bieten kann, die auch in einem größeren Kontext in die Gesellschaft hineinwirken. Dabei sollte jedoch das "Primat der Pädagogik" gelten und den digitalen Medien ein pädagogischer Sinn verliehen werden. So könnten sie in vielen Fächern mit den entsprechenden pädagogischen Konzepten anschaulich, praxisorientiert und aktivierend eingesetzt werden. In diesem Kontext kommt der kulturellen Bildung nach Überzeugung der Ratsmitglieder eine Schlüsselrolle zu, da sie differenziertes Hören und Sehen, sinnliche Erfahrungen und ein kollegial-kreatives Miteinander ermögliche. Damit schaffe sie ein Bewusstsein dafür, was digitalisierbar sei und was nicht. Demnach könne die Digitalisierung zwar die Grundlagen der Welterfahrung erweitern, aber keinesfalls ersetzen. Nicht zuletzt prognostizieren sie, dass insbesondere den ästhetisch-kreativen Fähigkeiten in der digitalisierten Arbeitswelt eine zentrale Bedeutung zukommen werde.
Der Rat für Kulturelle Bildung ist ein unabhängiges Beratungsgremium, das sich umfassend mit der Lage und der Qualität kultureller Bildung in Deutschland befasst. Ihm gehören elf Mitglieder an, die verschiedene Bereiche der Kulturellen Bildung repräsentieren: Tanz- und Theaterpädagogik, Musik- und Literaturvermittlung, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaften, Pädagogik, Politische Bildung, Medienpädagogik, Soziologie, Kulturelle Bildung und die Künste. Der Rat für Kulturelle Bildung ist eine Initiative der Bertelsmann Stiftung, Deutsche Bank Stiftung, Karl Schlecht Stiftung, PwC-Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mercator und der Stiftung Nantesbuch.