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Familienklassen: Erfolgsgeschichte des Lahn-Dill-Kreises wird zu Pilotprojekt auf Hessenebene

Die Herausforderungen des Schulalltags meistern Kinder unterschiedlich gut. Immer wieder kommt es vor, dass die Schülerinnen und Schüler diverse soziale und emotionale Auffälligkeiten zeigen. Oft führt dies zu Schwierigkeiten, die schulischen Anforderungen in Bezug auf Verhalten, Einhaltung von Regeln und Leistungen zu erfüllen. Dieses Problem kann vielmals nicht von den Lehrkräften allein aufgelöst werden. Mit der Einführung von Familienklassen hat die Bildungslandschaft Lahn-Dill eine Hilfeleistung etabliert, die so erfolgreich ist, dass sie nun pilotartig auf Hessen ausgeweitet wird.

Familie miteinbeziehen

Die Idee der Familienklassen ist ein präventives Konzept. Es wurde in London nach der Methode der Multifamilientherapie von Prof. Eia Asen entwickelt und wurde vom Albert-Schweitzer Kinderdorf e.V. adaptiert und als Kooperationsmodell auf die deutschen Verhältnisse angepasst und implementiert. Dabei verbringen Eltern mit ihren Kindern einmal wöchentlich zusammen mit einer Förderschullehrkraft und einer Multifamilientrainerin oder einem Multifamilientrainers den Schultag. Entsprechend der Ursprungsmethode wird hier auf systemischer Grundlage handlungsorientiert und familientherapeutisch in einem Gruppenkontext interveniert. In der Familienklasse finden sich daher sechs bis acht Familien zusammen. Die Evaluationen des seit 2010 im Lahn-Dill-Kreis durchgeführten Projekts zeigen dessen Wirkung auf: Die Familienklasse fördert eine positive emotionale und schulische Entwicklung der Kinder. Denn sie bietet einen Kommunikationsraum und einen ressourcenorientierten, aktivierenden Rahmen und verbessert die Kooperation zwischen Eltern, Kindern und Lehrpersonal deutlich. Darüber hinaus zeigen die Auswertungen, dass Eltern während und nach der Familienklasse weitere Hilfesysteme stärker in Anspruch nehmen.

Kommunales Bildungsmanagement auf Mikroebene

Die erste Familienklasse wurde 2010 an der Grundschule Aßlar im Lahn-Dill-Kreis eingeführt. 2018 ist die Verantwortung für das Präventivprojekt in den Bereich der Bildungslandschaft Lahn-Dill übergegangen. Diese hat das Projekt in die Fläche getragen, die bis dahin sieben Familienklassen an Grundschulen wurden auf zehn erweitert. Zudem erstellte die Bildungslandschaft 2018 ein Konzept, das klare Qualitätsstandards beinhaltet und auf einer Verantwortungsgemeinschaft für das Projekt fußt. So werden Steuerungssitzungen im Nord- und Südkreis organisiert, ein Netzwerk aus Stiftungsverbund, Jugendhilfeeinrichtungen, Kommune und den Schulen sichert neben der Qualitätseinhaltung auch die Finanzierung. "Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht", resümiert der Schuldezernent des Lahn-Dill-Kreises, Heinz Schreiber, zu den Familienklassen. "Wir können nachweislich feststellen, dass die emotionale Entwicklung, das Aufnehmen von Bindungen wie auch die schulischen Leistungen der Kinder durch sie verbessert werden." Besonders wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf Hessen e.V., der zum einen die regelmäßigen Evaluationen ausführt und zum anderen sicherstellt, dass die Multifamilientrainerinnen und -trainer nach der bewährten Methode ausgebildet worden sind.

Ausweitung auf weitere Regionen

Der Erfolg der Familienklassen überzeugte auch auf Landesebene. Mit dem Schuljahr 2019/2020 werden 24 Grundschulen in Hessen eine solche Familienklasse gemeinsam mit sozialen Trägern vor Ort anbieten. Zu den Regionen zählen neben dem Lahn-Dill-Kreis, der dieses Schuljahr noch vier weitere Familienklassen öffnet, die Stadt Gießen sowie der Kreis Bergstraße, der Landkreis Kassel, und der Wetteraukreis. "Die Familienklassen sind ein ganz besonderes Projekt, das beeindruckende pädagogische Ergebnisse erzielt. Daher freue ich mich umso mehr, dass wir das Projekt mit Beginn des neuen Schuljahrs ausweiten können. Wir sehen darin aber nur den Anfang einer Erfolgsgeschichte", so Kultusminister Lorz. Im Lahn-Dill-Kreis haben bis heute rund 300 Kinder und ihre Familien von dem Projekt der Familienklassen profitieren können. Mit seinen aktuell sieben einzelnen Grundschulen und 14 Grundschulen, die im Verbund agieren, erreicht der Kreis einen Abdeckungsgrad von 63 Prozent aller Kinder in Grundschulen. Auf diesem Erfolg will die Bildungslandschaft nun aufbauen und erarbeitet derzeit ein Folgeangebot für die Eltern, die an einer Familienklasse teilgenommen haben.

Die Transferagentur Hessen begleitet seit 2015 den Lahn-Dill-Kreis beim Auf- und Ausbau seiner Bildungslandschaft und unterstützt die Kommune u.a. durch den Transfer guter Beispiele für ein datenbasiertes Kommunales Bildungsmanagement im Netzwerk. Seit 2016 nimmt der Kreis zudem am Förderprogramm Bildung integriert des Bildungsministerium für Bildung und Forschung teil.

 

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