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Generation What? Eine Generation porträtiert sich selbst

Wie denkt die Generation der heute 18- bis 34-Jährigen? Was prägt, und was bewegt sie?

Dieser und weiteren Fragen ist eine groß angelegte, vergleichende Studie in 35 europäischen Ländern nachgegangen. 940.000 junge Menschen haben an dieser Studie teilgenommen, davon 180.000 in Deutschland.

Über einen interaktiven Fragebogen lud die Studie die Teilnehmenden ein, über sich selbst zu sprechen und ihre Meinung frei zu äußern. Die Ergebnisse wurden ab Frühjahr 2016 auf www.generation-what.de veröffentlicht und bis Frühjahr 2017 aktualisiert.

Neben dem Online-Fragebogen mit 149 Fragen wurden auch Video-Interviews mit den Teilnehmenden geführt.
Koordiniert wurde die Studie von der Europäischen Rundfunkunion EBU, in Deutschland vom Bayerischen Rundfunk, dem ZDF und dem SWR. Das SINUS-Institut legte im November 2016 den Abschlussbericht für Deutschland vor.

 

Das denkt die junge Generation in Deutschland über:

 

Arbeit und Bildung – Keine Chancengleichheit im Bildungssystem

Bei der Frage, ob Arbeit für sie eher Geldverdienen oder eher Selbstverwirklichung bedeute, entscheiden sich die jungen Menschen zu Gunsten des Geldverdienens (60 Prozent vs. 38 Prozent). Am idealistischsten zeigt sich die Gruppe der formal gut Gebildeten. Von ihnen verbindet gut die Hälfte Arbeit mit Selbstverwirklichung.

Kritisch beurteilt die junge Generation das Bildungssystem. Nur ein Prozent der Befragten ist der Auffassung, gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet zu sein. 45 Prozent der Befragten finden das "eher nicht" und 26 Prozent "überhaupt nicht". Problematisch sieht die Mehrheit der Befragten die Bildungschancengleichheit: Während nur 5 Prozent glauben, dass es allen gleichen Chance biete, sind 60 Prozent der Ansicht, dass es im Großen und Ganzen keine Chancengleichheit in unserem Bildungssystem gebe. Diese kritische Einschätzung des Bildungssystems steht mit der weit verbreiteten Wahrnehmung von Ungleichheit in Zusammenhang: 86 Prozent sehen eine steigende Ungleichheit in Deutschland.

 

Institutionen – 66 Prozent würden sich an einem Aufstand beteiligen

Das Bild, das sich die Befragten von Politik machen, sieht recht düster aus. Drei von vier Befragten (71 Prozent) haben kein Vertrauen in die Politik ("überhaupt keines": 27 Prozent; "eher keines": 44 Prozent), nur ein Prozent vertraut ihr völlig, 27 Prozent tun dies immerhin mehr oder weniger. Je niedriger der Bildungsstand und je älter die Befragten sind, umso weniger Vertrauen besteht in Politik. Von den 27 Prozent mit überhaupt keinem Vertrauen in Politik gaben 69 Prozent an, dass die Gesellschaft ihnen nicht die Möglichkeit gebe, zu zeigen, was wirklich in ihnen stecke. 73 Prozent meinten, dass es zu viele Leute gebe, die sich Leistungen vom Staat erschleichen, und 66 Prozent würden sich an einem Aufstand gegen die Macht beteiligen.

Die Vorbehalte gegenüber der Politik sprechen jedoch nicht generell gegen gesellschaftliches Engagement. Obwohl sich nur 18 Prozent der Befragten in NGOs oder Hilfsorganisationen engagiert haben, halten die Autoren der Studie das Potenzial für Engagement in diesem Bereich größer als in klassischen politischen Organisationen.

 

Politik und Gesellschaft – Mehrheit sieht Zuwanderung als Bereicherung

Zuwanderung wird überwiegend positiv beurteilt: drei von vier Befragten sehen sie als Bereicherung der kulturellen Vielfalt, 22 Prozent sehen dies hingegen nicht so. Die Zustimmung ist vor allem eine Bildungsfrage: 87 Prozent der Hochgebildeten sehen in der Zuwanderung eine Bereicherung, bei den Befragten mit niedrigem Bildungsniveau sind es 73 Prozent. Trotz dieses Unterschiedes bestätigt sich die landläufige Auffassung nicht, nach der Niedriggebildete Zuwanderung nur problematisch sehen. Allerdings ist die Zustimmung für Zuwanderung in allen Altersgruppen nach den Terroranschlägen Mitte Juli (2016) leicht zurückgegangen. Die Frage, für wen unsere Grenzen geöffnet werden sollten, beantworten 34 Prozent mit "für Flüchtlinge aus Krisengebieten", 33 Prozent "für alle" und nur drei Prozent "für niemanden".

 

Europa – Identifikation mit Stadt und Region am höchsten

Von besonderem Interesse ist, inwieweit die Befragten sich mit einer Region, einer Stadt oder einem Land identifizieren. Am größten ist die Identifikation mit der eigenen Stadt bzw. Region (42 Prozent), jeweils ein knappes Viertel identifiziert sich mit dem Herkunftsland oder bezeichnet sich als Weltbürger. Mit Europa identifizieren sich neun Prozent der Niedrig- und mittleren Gebildeten und 16 Prozent der Hochgebildeten.

Die geringe Europaidentifikation spiegelt sich in dem Vertrauen wider: fünf Prozent der Befragten haben "völliges" Vertrauen in Europa, 15 Prozent haben "überhaupt kein" Vertrauen, jeweils 39 Prozent vertrauen Europa mehr oder weniger bzw. mehr oder weniger nicht. Diese Spaltung ist auch ein Bildungsgraben: Je höher die Bildung, desto größer ist das Vertrauen in Europa.

Trotz des geringen Vertrauens in europäische Institutionen findet gerade mal jeder Zehnte Deutschland solle die EU verlassen. Die Analyse der EU-Befürworter und EU-Gegner weisen unterschiedliche gesellschaftliche Profile auf. EU-Gegner setzen sich mehrheitlich aus formal niedriggebildeten Männern zusammen, während EU-Befürworter höhere Bildungsgrade haben und die Geschlechterverteilung sich kaum unterscheidet.

 

Blick in die Zukunft Der Blick in die Zukunft ist vorsichtig optimistisch.

Nur jeweils acht Prozent sehen ihre Zukunft völlig optimistisch oder pessimistisch. Die Mehrheit (54 Prozent) ist bei der Frage, ob sie ihr Schicksal selbst in der Hand habe, eher unsicher bzw. unentschieden. Zusammenfassung Das SINUS-Institut weist angesichts des vorsichtigen Optimismus bei schwierigen Rahmenbedingungen darauf hin, dass die Generation der 18- bis 34-Jährigen den pragmatischen Umgang mit Ungewissheiten gelernt habe. Diese Fähigkeit hängt jedoch entscheidend vom Bildungsniveau der Befragten ab. Unter niedrig Gebildeten gibt es eine beachtliche Gruppe, die sich deutlich benachteiligt, orientierungslos und ausgeschlossen fühlt. In Zukunft gelte es diese Gruppe besonders in den Blick zu nehmen, seien sie doch als Modernisierungsverlierer anfällig für Populismus, der einfache Lösungen verspreche.

 

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