IQB-Bildungstrend 2015 – ausgewählte Ergebnisse für Hessen
Laut einer Studie des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Berlin haben sich die sprachlichen Kompetenzen der hessischen Schülerinnen und Schüler seit 2009 ungleich entwickelt: Während in den Fächern Englisch und Französisch die Leistungen der Schüler in der Untersuchung von 2015 im Bundesvergleich durchschnittlich und sogar überdurchschnittlich ausfielen, ist gleichzeitig der Anteil derjenigen gestiegen, die im Fach Deutsch den Mindeststandard verfehlen.
Das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Universität zu Berlin hat im Oktober 2016 zum zweiten Mal eine Untersuchung zu den sprachlichen Kompetenzen am Ende der 9. Jahrgangsstufe im Ländervergleich vorgelegt. Die erste Untersuchung zu sprachlichen Kompetenzen der Sekundarstufe I wurde im Jahr 2009 durchgeführt, die zweite in 2015. Hierdurch können sowohl Vergleiche mit anderen Bundesländern gezogen als auch Trendaussagen ermöglicht werden.
In den Fächern Deutsch, Englisch und Französisch liegen jeweils Bildungsstandards der Sekundarstufe I für den Hauptschulabschluss und den Mittleren Schulabschluss (MSA) vor. Die Testaufgaben bezogen sich auf Kompetenzen in den Fächern Deutsch (Lesen, Zuhören, Orthographie), Englisch und Französisch (Lese- und Hörverstehen). Insgesamt nahmen 33.110 Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe an den Testaufgaben teil; diese repräsentative Stichprobe erlaubt Aussagen auf Länderebene.
Wie schneiden nun die hessischen Schülerinnen und Schüler bei den sprachlichen Kompetenzen ab?
Insgesamt entspricht in Hessen die Verteilung der Schülerinnen und Schüler im Jahr 2015 im Fach Deutsch für die Kompetenzbereiche Hören, Leseverstehen und Orthografie in etwa der bundesweiten Verteilung. Das heißt, dass sie die Mindeststandards ähnlich häufig verfehlen und die Regelstandards ähnlich häufig erreichen oder übertreffen wie in Deutschland insgesamt. Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2009 zeigt der Trend, dass im Bereich Zuhören der Anteil derjenigen, die den Mindeststandard verfehlen, in Hessen gestiegen ist. Besser fallen die Ergebnisse in den Fremdsprachen aus. Beim Leseverstehen in Englisch liegt Hessen näher am Bundesdurchschnitt als dies bei Deutsch der Fall ist, beim Hörverstehen übertrifft es leicht den Bundesdurchschnitt. Reduziert hat sich im Trendvergleich zu 2009 der Anteil derjenigen, die den Regelstandard nicht erreichen. Das IQB stellt die Ergebnisse für das Fach Französisch nur für Gymnasien dar. Der Anteil, der den Mindeststandard verfehlt, fällt im Lese- und Hörverstehen gering aus (gut drei Prozent bzw. etwa zwei Prozent). Herausragende Leistungen im Leseverstehen zeigten gut 27 Prozent und im Hörverstehen etwa 39 Prozent. Im Vergleich zur ersten Erhebung hat sich der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die den Regel- und Optimalstandard für den MSA erreichen bzw. übertreffen, deutlich erhöht.
Wirkung von sozialem Hintergrund, Geschlecht und Zuwanderung auf Landes- und Bundesebene: Herausforderungen bei der Verringerung von migrationsbezogenen Unterschieden bleiben auch zukünftig bestehen
Das IQB untersuchte darüber hinaus, wie die sprachlichen Kompetenzen der Lernenden mit dem Geschlecht, dem sozialen und familiären Hintergrund sowie der Zuwanderung zusammenhängen. Im Vergleich der Bundesländer liegt Hessen durchweg im Mittelfeld; ein höherer Sozialstatus geht daher auch hier in allen untersuchten Kompetenzbereichen mit höheren Kompetenzständen einher.
Der bekannte Befund, dass Mädchen häufig bessere Schulleistungen zeigen als Jungen, bestätigt sich bundesweit für Deutsch und Englisch auch in dieser Studie. Vor allem in Orthografie zeichnet sich für Jungen ein Unterstützungsbedarf ab. Der IQB-Bildungstrend 2015 zeichnet dabei ein differenziertes Leistungsbild von Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund. Die Trendanalyse im Fach Deutsch zeigt zwischen 2009 und 2015 kaum Veränderungen auf. Gegenüber 2009 reduzierten sich hingegen in Englisch die ermittelten Ungleichheitswerte für Jugendliche mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen. Demzufolge scheint es in Englisch zunehmend besser zu gelingen, den Kompetenzerwerb Jugendlicher mit Migrationshintergrund zu unterstützen. Die Verringerung von zuwanderungsbezogenen Unterschieden stellt weiterhin, vor allem für das Fach Deutsch, eine Herausforderung dar.