Kultusministerkonferenz will Bildungsgerechtigkeit stärken
Im Dezember 2019 haben die Kultus- und Bildungsminister der Länder neue Konzepte für die Unterstützung der Bildungssprache Deutsch und zum sprachsensiblen Unterricht an beruflichen Schulen verabschiedet. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin stellte der Hessische Kultusminister und damalige Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Prof. Dr. R. Alexander Lorz, die KMK-Empfehlungen vor, die auf Ergebnissen einer von Hessen geleiteten Arbeitsgruppe basieren. Ziel der Empfehlungen ist die Verbesserung von Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. Das gemeinsame Papier mit dem Titel "Bildungssprachliche Kompetenzen in der deutschen Sprache stärken" soll unter Berufung auf internationale Schulleistungsstudien wie PISA und IGLU bzw. den nationalen IQB-Bildungstrend die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben, Zuhören und Sprechen fördern. Es bildet einen Orientierungsrahmen, der zwar auch konkrete Praxisempfehlungen für Schulen enthält, aber viel Raum für individuelle Gestaltungsmöglichkeiten lässt. Das zehnseitige Konzept umfasst ferner eine Dokumentation der aktuellen Maßnahmen in den Ländern. Dieser Stand soll alle vier Jahre aktualisiert und durch länderübergreifende Praxisanregungen ergänzt werden.
Zur Unterstützung der Bildungssprache Deutsch haben sich die Länder auf zehn Grundsätze geeinigt. Hierzu zählen eine durchgängige Sprachbildung und -förderung während der gesamten Schullaufbahn, die Etablierung von sprachlicher Bildung als Querschnittsaufgabe für alle Fächer und Lernbereiche, ihre Berücksichtigung in Konzepten der Unterrichts- und Schulentwicklung, die Auffassung von Mehrsprachigkeit als Ressource, die Orientierung an wissenschaftlichen Erkenntnissen und evidenzbasierter Verfahren, die Nutzung von Digitalisierungsprozessen sowie eine zentrale Position der Sprachförderung und -bildung in allen Phasen der Lehrerbildung und der Ausbildung von pädagogischem Fachpersonal. Über die Bildungssprache Deutsch hinaus thematisieren die Empfehlungen zum sprachsensiblen Fachunterricht die besonderen Herausforderungen der Fachsprache an den beruflichen Schulen. Hintergrund ist die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund, die sich ebenfalls an den Berufsschulen wiederfindet. Daher unterstrich der ehemalige KMK-Vorsitzende: "Die Förderung berufssprachlicher Kompetenzen ist grundlegend für einen erfolgreichen Übergang in die Arbeitswelt und weiterführende Bildungsgänge. Gleichzeitig bietet die berufliche Bildung durch ihren unmittelbaren Anwendungs- und Handlungsbezug vielfältige Anknüpfungspunkte für einen sprachsensiblen Unterricht."
Einen besonderen Stellenwert innerhalb der gemeinsamen Aktivitäten der Länder erhält die systematische und durchgängige Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen über alle Stationen der Bildungslaufbahn hinweg. Dabei spielt auch die Zusammenarbeit mit Stiftungen eine wichtige Rolle, mit deren Unterstützung bereits weitreichende Förderangebote, Wettbewerbe und Fortbildungen für Lehrkräfte umgesetzt werden. In vielen Ländern werden derartige Projekte bereits umgesetzt. Das Präsidium der Konferenz wird für jedes Kalenderjahr neu gewählt. 2020 ist die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz vom Hessischen Kultusminister an die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig übergegangen.
Pressemitteilung des Hessisches Kultusministeriums vom 06.12.2019