Qualitätssicherung in den Kitas: Fachkräfte stärken, Kommunen entlasten
Basis für eine gute frühkindliche Bildung ist pädagogisch qualifiziertes Personal. Doch in vielen Bundesländern sinkt der Anteil an Fachkräften in den Kita-Teams weiter. Dabei gibt es zwischen den Kommunen deutliche Unterschiede.
Laut der aktuellen Auswertung des Ländermonitoring 2025 Frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung ist der Anteil von Kitas mit hoher Fachkraft-Quote (mindestens 82,5 Prozent des pädagogischen Personals haben einen einschlägigen Fachschulabschluss) von 2023 zu 2024 in zehn Bundesländern gesunken – darunter auch Hessen, wo ein leichter Rückgang zu beobachten war. Besonders starke Rückgänge wurden in Bremen, im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet. Nur in fünf Ländern gab es einen leichten Anstieg, am stärksten im Bundesland Sachsen.
Aktuelle Entwicklungen und regionale Unterschiede
Bereits im Ländermonitoring 2024 der Stiftung zeigte sich ein langfristiger Trend sinkender Fachkraft-Quoten seit 2017. Dieser Trend gefährdet eine Errungenschaft des deutschen Kita-Systems: Denn im internationalen Vergleich liegen die Fachkraft-Quoten in den Einrichtungen der frühkindlichen Bildung bislang über denen in vielen anderen EU-Ländern.
Allerdings treten auf kommunaler Ebene große Gegensätze auf: Den Spitzenwert an hoher Fachkraft-Quote bundesweit erreichen 94,3 Prozent der Kita-Teams im Landkreis Sömmerda in Thüringen. Schlusslicht ist der Landkreis Augsburg in Bayern mit einer Quote von nur 2,3 Prozent.
Auch innerhalb einzelner Bundesländer zeigen sich deutliche Unterschiede: So liegt in Hessen der Anteil von Fachkräften in Kitas im Landkreis Hersfeld-Rotenburg bei 66,2 Prozent, in Offenbach dagegen bei nur 9,1 Prozent. Das ist mit 57,1 Prozentpunkten Spannweite die größte bundesweit.
Ursachen, Folgen und Handlungsempfehlungen
Der Rückgang qualifizierter Fachkräfte hängt eng mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für Betreuungskräfte zusammen. Immer mehr Bundesländer lassen auch Angehörige anderer Berufsgruppen, etwa Geburtshelfende oder Krankengymnast*innen, in Kitas arbeiten. „Neue Berufsgruppen für die Kitas zu gewinnen, ist grundsätzlich gut. Aber darunter darf die Professionalität nicht leiden“, warnt Anette Stein, Expertin für frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung. Der Zusammenhang zwischen Fachkraft-Quote und Qualität sei wissenschaftlich eindeutig belegt.
Dass der Fachkraft-Begriff aufgeweicht wird, sehen Expert*innen kritisch. Ursache sei vor allem der Kostendruck: Mitarbeitende mit geringerer Qualifikation sind für die Träger günstiger. Jedoch bergen Einsparungen an der Kita-Qualität langfristig hohe gesellschaftliche Kosten.
Um die Kita-Qualität nachhaltig zu sichern, braucht es darum strukturelle Veränderungen. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt daher, einheitliche Standards für den Fachkraft-Status festzulegen, Fachpersonal vorausschauend zu planen und Kommunen durch dauerhafte Investitionen in frühkindliche Bildung sowie eine Reform der Kommunalfinanzen finanziell zu entlasten.
Die neue Auswertung der Bertelsmann Stiftung (Ländermonitoring 2025 Frühkindliche Bildung) untersucht die Qualifikation der KiTa-Teams in den Bundesländern und Kreisen bzw. kreisfreien Städten. Die Daten sowie die dazugehörige Publikation sind hier zu finden.
